th DSC 017229.06.2015   In der dritten Streikwoche hat der Arbeitskampf von Verdi und DPVKOM mit der Deutschen Post AG eine neue Eskalationsstufe erreicht.

Während die Zahl der Streikenden von 20.000 in der vorletzten Woche auf 30.000 am Anfang und 32.000 zu Ende der vergangenen Woche stieg, gab es von Seiten der Post zahlreiche, teilweise sehr hektische Krisenmanagement-Aktivitäten. So wurde am vorletzten Wochenende mit der Rekrutierung von Sonntags-Zustellern aus Post-Mitarbeitern und Hilfskräften begonnen. An verschiedenen Briefzentren stellte Verdi Streikposten auf und mobilisierte Ordnungsämter und die Gewerbeaufsicht wegen unerlaubter Sonntagsarbeit. Mittlerweile sollen zahlreich osteuropäische Arbeitskräfte von der Post eingesetzt und in mobilen Containern untergebracht werden, zum Beispiel in Stockbetten für 300 Euro pro Monat für slowakische Einsatzkräfte in Münster. Wegen der von der Post gemeldeten Sortierunterstützung von Versendern und Versicherungen gibt es zahlreiche Dementis, unter anderem vom Versicherer-Bundesverband, außerdem von Otto und Zalando. Amazon, wo seit Mitte der Woche ebenfalls (wieder) gestreikt wird, äußerte sich nicht. Nach zahlreichen eidesstattlichen Versicherungen zum unfreiwilligen Einsatz von Beamten als Streikbrecher hat Verdi eine neue einstweilige Verfügung gegen die flexible Beamten-Verwendung beim Arbeitsgericht Bonn beantragt. Für ihre harte Haltung bekommt die Post-Konzernleitung zunehmend Gegenwind. Die SPD erklärte sich mit den Mitarbeitern solidarisch, außerdem die CDU-Arbeitnehmervertretung CDA und mehrere Minister wie Manuela Schwesig und der NRW-Arbeitsminister Guntram Schneider. Auf der Facebook-Seite der Deutschen Post gibt es einen Kritik-Sturm der Postkunden. Mehrere Aktionärs-Wortführer warnten vor langfristigen Folgen für die Marktstellung des Unternehmens, und der Vorsitzende des Briefdienstleister-Verbandes BdKEP meldet einen Nachfrageboom bei seinen Privatpost-Mitgliedern. Im Laufe der Woche bekam deshalb auch die offizielle Position der Post Risse: Seit Streikbeginn lautet die gleich bleibende Aussage, man sehe die Streikaktivitäten mit "großer Gelassenheit", und es würden 80 Prozent der Briefe und Pakete zugestellt. So entzieht sich der Konzern durch das Weglassen des Zeitraums, in dem dieser Prozentsatz abgearbeitet wird, der Überprüfung, außerdem meldeten einige Unterorganisation bereits erheblich geringere Quoten, zum Beispiel in Bayern 76 Prozent der Briefe und 62 Prozent der Pakete - wiederum ohne Angabe der Laufzeit. Auf dem Doxnet-Outputkongress in Baden-Baden war die Post konsequenterweise auf ihrem Messestand mit keinerlei klassischen Postprodukten, sondern ausschließlich mit dem E-Postbrief präsent.

Weitere Informationen:
www.dpdhl.de
www.verdi.de
www.dpvkom.de

 

Wir benutzen Cookies

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.